Das sind die Neuheiten vom Genfer Autosalon

Genf – Der Wagen sieht aus, als hätten sie ihn nur zum Spaß gebaut. Doch sie meinen es ernst. Sie, das ist Volkswagen – und der giftgrüne VW ID Buggy, der auf dem
Genfer Salon (7. bis 17. März) das Zeug zum Publikumsliebling hat, ist alles andere als eine Fingerübung.

Der VW ID Buggy ist ein Serienprojekt. Innerhalb der kommenden zwei Jahre werde er mit Hilfe externer Partner auf die Straße kommen, sagt VW-Designchef Klaus Bischoff. E-Autos, die auf die Straße kommen: Das ist der große Trend der großen Frühjahrsmesse der PS-Branche in der Schweiz, die sich in diesem Jahr weniger abgehoben präsentiert als gewohnt.

Es gibt kaum Traumtänzereien, kaum vollmundige Absichtserklärungen, die Zahl der Exoten und Supersportwagen hält sich in engeren Grenzen als sonst. Dafür beweisen die Firmenbosse mit jeder Enthüllung eines Fahrzeugs, dass der Umbruch voll im Gange hat: Die elektrische Revolution ist nicht mehr aufzuhalten, die Zukunft zum Greifen nah.

In Genf kann man sie schon anfassen – in Form des kompakten Honda «e» mit seinen Glubschaugen zum Beispiel, des Audi Q4, des Skoda-SUV Coupé Vision iV, des hoch aufragenden el-born bei Seat oder des Concept EQV als erster elektrischen Großraumlimousine von Mercedes. Waren die Elektroautos vergangener Messen noch ferne Visionen oder elitäre Luxusmodelle für die besorgte Elite, kommen die Genfer Showcars in wenigen Monaten auf den Markt. Und nicht nur das: Sie richten sich mit moderateren Preisen dabei an eine breitere Masse.

Andere E-Autos wie der Aiways U5 aus China, der Kia e-Soul oder die Elektroversion des neuen Peugeot 208 haben ihren Beinamen «Concept» bereits abgelegt. Und selbst viele reine Studien haben gute Chancen auf eine Serienfertigung. Der Citroën Ami One zum Beispiel ist als elektrischer Schmalspurflitzer eine Antwort auf den Smart, die Studie Imagine by Kia könnte mal eine hübsche Kompaktlimousine werden, und der Fiat Centoventi predigt als elektrischer Erbe des Panda die Demokratisierung des emissionsfreien Antriebs.

Auf das andere Ende des Marktes für E-Autos zielt zum Beispiel die Designschmiede Pininfarina, die mit dem Battista ihr erstes eigenes Auto baut. Dabei handelt es sich um einen elektrischen Supersportler mit 1397 kW/1900 PS, den die Marke als «Bugatti der Neuzeit» preist. Dazu gesellen sich Exoten wie der Kangaroo aus dem Hause Giugiaro, der einen Supersportwagen mit einem SUV verbindet, und der Mark Zero, den ein Sohn des früheren VW-Konzernchefs Ferdinand Piëch binnen drei Jahren für rund 170.000 Euro an solvente Kunden verkaufen will.

Auch wenn die ganze Messe unter Strom zu stehen scheint, so riecht es noch immer ein bisschen nach Sprit auf dem Salon. In der vermeintlich alten Welt gibt es ebenfalls noch viele neue Autos. Dazu zählen Kleinwagen wie der Peugeot 208 und der Renault Clio oder kompakte SUV wie der Mazda CX-30 und der Skoda Kamiq. Als Plug-in-Hybride einen ersten Schritt in die elektrifizierte Autowelt wagen neue Modelle von Audi, BMW, VW, Mercedes und erstmals Alfa und Jeep.

Dass es in Genf, traditionell eine Spielwiese der Supersportwagen, auch anders geht, belegen zudem einige Neuheiten, die komplett auf Antriebstrom verzichten und dafür auf PS statt Kilowatt setzen. Im Rampenlicht stehen der neue Ferrari F8 Triturbo mit dem stärksten V8-Motor der Markengeschichte, die offenen Varianten von Mercedes AMG GT-R und Porsche 911, der Lamborghini Aventador SV Roadster oder der Bentley Bentagya Speed als schnellstes SUV der Welt. Ein GLE 53 AMG bei Mercedes und ein VW T-Roc als R-Modell mit 221 kW/300 PS setzen diese Reihe fort. Und Seat plant mit dem seriennahen SUV-Coupé Formentor ein erstes eigenständiges Modell der Tochter Cupra.

Den Vogel in Sachen Superlative schießt aber Bugatti ab: Mit dem – für 16 Millionen Euro bereits verkauften – Einzelstück «Voiture Noire», das auf dem Modell Chiron basiert, wurde der bislang teuerste Neuwagen aller Zeiten auf die Genfer Bühne gerollt. Doch er ist damit in vielerlei Hinsicht eine große Ausnahme auf der Messe am Lac Léman.


(dpa/tmn)

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