Darf ich Kinder für Hausarbeit bezahlen?

Berlin – «Kinder sind eigentlich von Natur aus kooperativ», sagt Erziehungsexpertin Danielle Graf. Für die Buchautorin und
Bloggerin liegt das daran, dass Menschen zum Überleben schon immer darauf angewiesen waren, sich gegenseitig zu unterstützen.

«Deswegen wird der Zweijährige uns von ganz allein beim Wäscheaufhängen oder Kochen helfen wollen», so Graf. Sie warnt davor, diese Bemühungen unabsichtlich abzuerziehen, indem man sie immer wieder ablehnt – etwa weil es zu lange dauert oder zu viel Aufwand bedeutet. Ohne diese Verhinderung würden Kinder gerne und aus eigenen Antrieb freiwillig helfen, wenn auch mit schwankender Begeisterung.

«Den Kindern Geld dafür zu bezahlen, dass sie die Familie als Gemeinschaft unterstützen, ist der Versuch, sie stattdessen von außen zu motivieren», erklärt Graf. Das Modell mag durchaus funktionieren. «Aber es ist ungünstig, weil die Unterstützung und Kooperation aus einem Gemeinschaftsgefühl heraus erfolgen sollte», sagt die zweifache Mutter. «Wie würden wir beispielsweise ein Sparschwein neben dem Herd finden, in dem nach jeder gekochten Mahlzeit zwei Euro für Mama als Köchin landen?»

Hinter dem Wunsch nach mehr Unterstützung vermutet Graf bei vielen Eltern das Gefühl, dass es im Haushalt ungerecht zugeht und die eigene Arbeit nicht wertgeschätzt wird. «Dieses Bedürfnis wird nicht erfüllt, wenn ich Kinder mit Geld belohne», erklärt Graf. Besser wäre es, sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen, die eigenen Wünsche klar zu formulieren und um Unterstützung zu bitten. Offen miteinander zu sprechen und gemeinsam Aufgaben zu verteilen, stärke den Familienzusammenhalt. «Gegenseitige Unterstützung sollte selbstverständlich sein.»


(dpa/tmn)

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