Dank einer geriatrischen Reha länger selbstständig bleiben

Berlin – Meist beginnt es mit einem Sturz. Bei älteren Menschen kann es leicht passieren, dass dabei zum Beispiel der Oberschenkelhals kompliziert bricht. Nach der Operation fällt jede Bewegung schwer, ans Zurückkehren in die eigene Wohnung ist gar nicht zu denken.

Statt einer normalen Reha können ältere Patienten eine geriatrische Reha beantragen. Sie hat viele Vorteile. Doch die meisten wissen gar nicht, dass es so etwas gibt.

Die Geriatrie, auch Altersmedizin genannt, ist erst seit 30 Jahren in Deutschland etabliert. Sie befasst sich mit den speziellen Erkrankungen oder Unfallfolgen von älteren Menschen. «In einer geriatrischen Klinik richtet ein Team von Experten den Blick nicht nur auf die eine Erkrankung des Patienten, sondern gesehen werden der Mensch und sein Umfeld als Ganzes», erklärt Dirk van den Heuvel, Geschäftsführer des Bundesverbands Geriatrie.

Unter dem Dach einer
geriatrischen Klinik arbeiten viele Experten zusammen – angefangen von Ärzten und Pflegern über Physiotherapeuten und Ergotherapeuten bis hin zu Psychologen, Sozialarbeitern und Logopäden. «Ziel einer Behandlung in einer geriatrischen Klinik ist es, die Selbstständigkeit eines Patienten zu erhalten beziehungsweise wieder herzustellen», betont der Mediziner Michael Musolf. Er ist Chefarzt in der Klinik für Geriatrie und Physikalische Medizin am Evangelischen Amalie Sieveking-Krankenhaus in Hamburg. Es geht also nicht nur um das akute Problem. Die Fachleute schauen auch, wo der Patient noch gefördert werden muss, um so selbstständig wie möglich in den Alltag zurückzukehren.

Patienten mit altersbedingten Krankheiten und Beeinträchtigungen haben einen Rechtsanspruch auf eine geriatrische Reha, sagt Bettina Sauer von der Stiftung Warentest in Berlin. Allerdings wissen ihr zufolge die wenigsten, dass es sie überhaupt gibt. Beantragen kann eine geriatrische Reha, wer älter als circa 70 Jahre ist und zum Beispiel eine Herz-Kreislauferkrankung oder eine Atemwegserkrankungen hat. Auch schmerzende Gelenke oder Parkinson wären Gründe, genauso wie Probleme bei der Körperpflege oder im Haushalt. «Meist kommt aber ein akuter Anlass hinzu, ein Herzinfarkt, Schlaganfall, Bruch oder Gelenkersatz», sagt Sauer.

Wer nicht genau weiß, ob eine solche Reha infrage kommt, kann das mit dem Hausarzt besprechen. Ohnehin muss ein Arzt die Reha verordnen. «Im Antrag sollte ausdrücklich «
geriatrische Reha» stehen», rät Sauer. Die unterscheidet sich nämlich durch ihren ganzheitlichen Ansatz von einer normalen Reha. Außerdem muss genau drinstehen, welche Krankheiten und Einschränklungen der Patient hat. Weil die geriatrische Reha vergleichsweise teuer ist, wird sie manchmal von den Krankenkassen abgelehnt. «Dann hilft ein Anruf beim Sachbearbeiter», sagt Sauer. Der Patient kann auch formal Widerspruch einlegen – mit Unterstützung des antragstellenden Arztes, des Sozialdienstes der Klinik oder der gewählten Reha-Einrichtung.


(dpa/tmn)

(dpa)