Champions-League-Sieger aus Bochum: Matips «geiler Moment»

Madrid – Dass Joel Matip aus Bochum-Weitmar jetzt Champions-League-Sieger ist, wäre beinahe wieder untergegangen. Zum besten Spieler des Finals wurde offiziell sein Nebenmann Virgil van Dijk erklärt.

Und die Jubelbilder aus der Kabine des FC Liverpool stellten auch die anderen Kollegen ins Internet. Das Auffälligste an Matip ist, dass er fast nie auffällt – selbst wenn er wie bei diesem viel umjubelten 2:0 (1:0)-Sieg gegen Tottenham Hotspur einer der wichtigsten Spieler auf dem Platz war.

«Ich war gar nicht so zufrieden mit meiner Leistung. Aber das ist mir heute egal», sagte der einzige deutsche Fußballprofi, der bei diesem Champions-League-Endspiel in Madrid dabei war. «Das ist einfach ein geiler Moment. Darauf haben wir ein Jahr hingearbeitet.»

Dass der FC Liverpool schon nach weniger als zwei Minuten in Führung ging, veränderte das gesamte Drehbuch dieses Finals. Eine Hochgeschwindigkeits-Mannschaft, die sonst im «Heavy-Metal»-Stil über ihre Gegner herfällt, ließ die Spurs auf einmal kommen. Und das ging nur deshalb relativ mühelos gut, weil die Innenverteidiger Matip und van Dijk Tottenhams Stürmerstar Harry Kane aus dem Spiel nahmen und gerade der frühere Bundesliga-Profi des FC Schalke 04 auch noch im Spielaufbau mehrere kluge und entlastende Pässe spielte.

Liverpools Trainer Jürgen Klopp hatte schon nach dem epischen 4:0-Halbfinal-Sieg gegen den FC Barcelona in einem DAZN-Interview gesagt: «Was hat denn Joel Matip bitte heute gespielt? Das hat richtig Spaß gemacht.» Der 27-Jährige hat in der Abwehr der Reds den kroatischen Vize-Weltmeister Dejan Lovren verdrängt. Seinen bis 2020 laufenden Vertrag will der Verein deshalb vorzeitig verlängern.

Dass Matip in Liverpool meist nur am Rande wahrgenommen wird, hat nicht nur etwas mit seinem eher zurückhaltenden Wesen zu tun. Anders als van Dijk oder der von RB Leipzig gekommene Naby Keita hat er keine Ablösesumme jenseits der 50 Millionen Euro gekostet. Für den Sohn einer deutschen Mutter und eines kamerunischen Vaters zahlte der LFC sogar keinen Cent, als ihn Klopp 2016 als einen seiner ersten Transfers ablösefrei vom FC Schalke 04 holte.

Matip hat seinem Trainer viel zu verdanken. Gemeinsam verloren sie vor einem Jahr das Endspiel gegen Real Madrid. Gemeinsam erreichten sie nun am Samstag ihr großes Ziel. «Ich freue mich riesig für ihn», sagte Matip dem «Kicker» über Klopp. «Die Leute haben viel über seine Finalserie geschrieben. Aber er hat sich diesen Erfolg mit uns hart erarbeitet. Wir mussten immer wieder leiden und lernen, zurückzuschlagen. Dieser Sieg ist etwas ganz Besonderes für uns.»


(dpa)

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