Caravan-Branche sieht kein Ende des Booms

Stuttgart – Dieselkrise, Fahrverbote, neue Zulassungsprozeduren – die Probleme der Autobranche lassen die Caravan-Branche kalt. Auf der
Reisemesse CMT in Stuttgart (12. bis 20. Januar) verkündete der
Caravaning Industrie Verband (CIVD) Rekordzahlen.

71.186 Wohnwagen und Reisemobile wurden 2018 in Deutschland neu zugelassen, ein Plus von 12,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. CIVD-Geschäftsführer Daniel Onggowinarso erwartet, dass dieser Trend 2019 anhält: Immer mehr Neueinsteiger entschieden sich für die Urlaubsform. «Wir rechnen daher auch für 2019 mit einer erneuten Steigerung der Nachfrage.»

Dieselkrise kein Thema

Die Debatte um Diesel-Fahrverbote lässt die Branche weitgehend kalt. Nur fünf Prozent der 1,14 Millionen Fahrzeuge im Bestand seien unmittelbar von drohenden Fahrverboten betroffen, sagte CIVD-Präsident Hermann Pfaff. «Natürlich steuern unsere Kunden normalerweise auch nicht die Fahrverbotszonen an.» Allerdings brauche es Ausnahmeregelungen für betroffene Anwohner. Nach der Diskussion um die Einhaltung von EU-Schadstoffgrenzwerten drohen nach Stuttgart und Hamburg auch in anderen Städten Fahrverbote.

Alternative Antriebe spielen in der Branche noch keine Rolle. Auf der CMT stellte der Nischenanbieter WOF ein erstes elektrisch betriebenes Reisemobil vor, das dieses Jahr auf den Markt kommt. Größere Hersteller wie Dethleffs haben sich bislang nur an Studien gewagt.

Der CIVD-Präsident sieht das Thema erst langfristig auf die Branche zukommen. Dabei sind die meisten Anbieter auf Fahrgestellhersteller wie Daimler angewiesen – und die bieten entsprechende Motoren noch nicht an. Das Problem: Die Reisemobile sind schwer, die Infrastruktur vor allem in der Peripherie dünn – ähnlich wie bei Lastwagen reicht die Reichweite der aktuellen Batterietechnik für tagelange Touren mit dem Camper noch nicht aus.

Mehr kompakte Fahrzeuge

Dabei geht der Trend vor allem bei den Reisemobilen weiter hin zu kompakten Fahrzeugen. Dazu gehören etwa Kastenwagen oder Vans, die mit wenigen Handgriffen auch alltagstauglich sind. So bemühen sich die Hersteller, beispielsweise jüngere Kunden anzusprechen. Auch elektronische Helfer haben längst Einzug in Reisemobile gehalten – dazu gehören Rückfahrkameras oder Rangiersysteme, aber auch Apps, mit deren Hilfe Füllstände von Batterien, Wassertanks und Gasversorgung kontrolliert oder auch die Heizung angestellt werden kann.

Ein Ende des Booms sehen die Hersteller noch nicht. Es gebe immer mehr Neueinsteiger, so CIVD-Präsident Pfaff. «Von einem gesättigten Markt kann derzeit keine Rede sein.» 2018 konnten die deutschen Firmen mit dem Verkauf von Neufahrzeugen, Gebrauchten und dem passenden Zubehör ihren Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 9,1 Prozent auf 11,2 Milliarden Euro steigern. 2019 rechnet der CIVD mit 77.000 neu zugelassenen Fahrzeugen und einem Umsatzplus in allen Geschäftsbereichen.


(dpa)

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