Bundespräsident Joachim Gauck in Israel: Besorgt über kritische Haltung vieler Deutscher

 Bei seinem Besuch in Israel hat sich Bundespräsident Joachim Gauck besorgt über die immer kritischer werdende Haltung vieler Deutscher zum jüdischen Staat geäußert.„Ohne Umfragen überzubewerten: Als Freund Israels besorgen mich die Ergebnisse dennoch“, sagte er der Zeitung „Haaretz“. 

Eine kürzlich veröffentlichte Umfrage kam zu dem Ergebnis, dass 70 Prozent aller Deutschen dem israelischen Staat vorwerfen, die eigenen Interessen ohne Rücksicht auf andere Völker zu verfolgen. Zudem halten 59 Prozent die israelische Politik für aggressiv.

Deutschland mit besonderer Verantwortung gegenüber Israel

„Aus den Abgründen seiner Geschichte kommt Deutschland eine einzigartige Verantwortung gegenüber Israel zu“, betonte Gauck, der sich zurzeit bei einem Staatsbesuch in Israel befindet. „«Wachsende Ressentiments gegenüber Israel sind zwar nicht allein ein deutsches Phänomen, aber wir Deutsche sollten uns besonders kritisch fragen: In welchem Geist urteilen wir über israelische Politik? Doch bitte nur im Geist der Freundschaft. Da ist durchaus auch Platz für Kritik, nicht aber für Vorurteil“, sagte der Bundespräsident.

Grass-Gedicht entspricht nicht der Meinung der deutschen Politik

Die hitzig debattierten Äußerungen von Literaturnobelpreisträger Günther Grass, Israel stelle eine Gefahr für den Weltfrieden dar, seien dessen persönliche Meinung, erklärte Gauck. Die deutsche Politik teile diese Auffassung nicht. „Wir treten dafür ein, dass Israel in Frieden und in gesicherten Grenzen leben kann.“ Dafür sei die Berücksichtigung der „berechtigten Anliegen des palästinensischen Volkes“ und die Zwei-Staaten-Lösung entscheidend.

Der Staatsbesuch des am Montag in Israel eingetroffenen Bundespräsidenten endet am Donnerstag.