Brotloses Bayer «will die ganze Woche Ecken üben» 

Leverkusen (dpa) – 19 Mal probiert, 19 Mal ist nichts passiert: Nach dem gemeinsamen Standard-Training unter Wettkampf-Bedingungen nahmen die meisten Beteiligten die kurioseste Statistik des Bundesliga-Wochenendes mit Humor.

«Ich war heute eher Zuschauer. Meine größte Freude war es, von hinten die Live-Statistik bei den Ecken zu verfolgen», sagte Bayer Leverkusens Torhüter Lukas Hradecky. 19:0 Ecken zählte Hradecky gegen die TSG 1899 Hoffenheim. Das Spiel aber endete 0:0.

Bayer-Kapitän Lars Bender kündigte anschließend Sonder-Einheiten für Eckbälle an. «Diese Woche gehen einige raus», sagte Bender mit Blick auf die Länderspiel-Pause vor dem Top-Spiel bei Borussia Dortmund: «Und die anderen werden die ganze Woche Ecken üben.» Den gegenteiligen Schluss zog Hoffenheims Trainer Alfred Schreuder. «19 Standards zu verteidigen, reicht für diese Woche», sagte er ironisch. «Im Training müssen wir keine mehr üben.» Sein Kumpel und Kollege Peter Bosz wird das mit verbleibenden Leverkusener Personal sicher tun. «Da müssen wir uns verbessern. Ganz klar», sagte er.

Auch Leverkusens Standard-Schütze Kerem Demirbay, der gegen seinen Ex-Verein bis zur Auswechslung in der 63. Minute alle Eckbälle schoss, verstand die Welt nicht mehr. «Das habe ich so noch nicht erlebt», sagte er: «Entweder waren sie extrem schlecht reingeschlagen oder wir haben keinen Abnehmer gefunden.» Bender erklärte, er hätte «lieber 18 Ecken weniger gehabt und eine wäre drin gewesen.» Hradecky wiederum bemühte die umgekehrte Logik. «Wenn Du 19 Ecken hast und keine nutzt, läuft es oft so, dass der Gegner eine hat und dann das Tor macht», sagte er: «Das ist zum Glück nicht passiert.» Immerhin. So hat Bayer nach drei Spielen sieben Punkte. «Aber es müssten noch zwei mehr sein», sagte Bosz.

Mehr als 19 Ecken ohne eine des Gegners schaffte laut «Bild» seit Einführung der Datenerfassung nur Bayern München 2008 gegen Bielefeld (20:0) – die Bayern gewannen allerdings 3:1. Doch die kuriose Statistik war logisch: Hoffenheim machte das Zentrum dicht – und nahm damit auch Shootingstar Kai Havertz aus dem Spiel. Bayer spielte viel über Außen. Und in die Hereingaben warfen sich die Hoffenheimer leidenschaftlich.

«Wir hatten einen einfachen Plan. Aber die Jungs haben ihn super umgesetzt», sagte Schreuder. Der Plan hieß: Mauern. Was ungewöhnlich ist für Hoffenheim. «Früher haben die hier auch mitgespielt», knurrte Leverkusens Sportchef Rudi Völler: «Das war fast Angst vor uns.»

Genauer gesagt Angst vor Bosz. Den kennt Schreuder nämlich bestens. Die beiden Trainer sind nur 30 Kilometer voneinander entfernt aufgewachsenen. Sie spielten einst zwei Jahre bei Feyenoord Rotterdam und eine Saison bei NAC Breda zusammen. In Breda bildeten sie sogar eine Fahrgemeinschaft. Später war Bosz Technischer Direktor bei Feyenoord mit dem Spieler Schreuder.

(dpa)