Betrugsskandal: 100 000 Telefonkunden wurden unbemerkt abgezockt

Mindestens 1,6 Millionen Euro soll eine Firma von 100 000 Telefonkunden erbeutet haben. Illegal und unbemerkt wurde seit Mitte 2011 Geld über die Telefonrechnung einzogen.

Die Betrüger riefen gezielt ältere Menschen an und köderten sie mit Kosmetik- oder Benzingutscheinen. Dann wurde ihnen ein Gewinnspiel aufgeschwatzt, dessen Beiträge mit der Telefonrechnung eingezogen werden sollten. Das Einverständnis und den für den Einzug nötigen Berechtigungscode erschwindelten sich die Call Center-Mitarbeiter, indem sie vorgeschobene Fragen stellten, auf die die Kunden nur mit „Ja“ antworten konnten.

Neuer Passus im Telekommunikationsgesetz ermöglichte dies

Die Bande machte sich einen neuen Passus im Telekommunikationsgesetz zunutze, die es Netzbetreibern ermöglicht, sogenannte „Mehrwertdienstleistungen“ über die Telefonrechnung einzuziehen. Der Betrügerring habe offensichtlich erkannt, „dass diese Art der Abrechnung die Möglichkeit bietet, leichter als über einen Lastschrifteneinzug vermeintliche Forderungen einzuziehen, da diese Art des Inkasso in der Bevölkerung weitgehend unbekannt ist“, erklärte Oberstaatsanwalt Thomas Bechtel. Viele Telefonkunden sähen sich ihre Telefonrechnung gar nicht an.

Betrüger wurden festgenommen

Acht führende Köpfe der Bande wurden festgenommen, darunter der Erfinder der Betrugsmethode, ein 31 Jahre alter Frankfurter, seine „rechte Hand“ und der Geschäftsführer einer der beteiligten Firmen. Sie sollen am Dienstag und Mittwoch dem Haftrichter vorgeführt werden. Gegen 14 weitere Beschuldigte wird wegen gewerbsmäßigen und bandenmäßigen Betrugs ermittelt, wie die federführende Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Main berichtete.

1000 Polizisten durchsuchten zudem Wohnungen und Büros in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die meisten der 64 Durchsuchungen fanden im Rhein-Main-Gebiet statt. Dabei fiel den Beamten umfangreiches Beweismaterial in die Hände.