Bayer Leverkusen in Rasgrad «in der Bringschuld»

Rasgrad – Rudi Völler gab die Richtung vor. Als erster Team-Vertreter von Bayer Leverkusen kam der Sport-Geschäftsführer am Mittwoch zum Flughafen in Köln, aus ihm sprach die pure Entschlossenheit.

«Wir sind jetzt in der Bringschuld», sagte der Weltmeister von 1990 vor dem Abflug zum Europa-League-Auftakt bei Ludogorez Rasgrad in Bulgarien: «Unser Liga-Start war schlecht, aber das ist ein anderer Wettbewerb. Und in diesem wollen wir uns für uns, für unsere Fans und auch für den deutschen Fußball gut verkaufen.»

Auch Heiko Herrlich sieht das erste Europacup-Spiel seiner Trainer-Karriere am Donnerstag (21.00 Uhr) als willkommene Abwechslung zum derzeit problematischen Alltag. «Ich freue mich darauf», sagte der 46-Jährige, der als Profi 37 Spiele im internationalen Wettbewerb absolviert hat und 1997 mit Dortmund die Champions League gewann. Doch die Partie beim bulgarischen Serienmeister hat eine höhere Bedeutung als gedacht.

Denn nach dem schwächsten Saisonstart in der Leverkusener Bundesliga-Historie müssen Herrlich und seine Spieler liefern. Um die Diskussionen, die es auch um den Trainer schon gibt, etwas zu beruhigen. Und um Selbstvertrauen für das laut Lars Bender schon «absolute» Spiel am Sonntag gegen Mainz zu gewinnen. «Wir müssen jetzt ein Zeichen setzen», sagte der Kapitän unmissverständlich: «Es geht jetzt einfach darum, in die Saison zu kommen. Bis jetzt sind wir noch im Urlaub.»

Eine Urlaubs-Reise wird der Tripp nach Nordostbulgarien sicher nicht. Ludogorez wurde seit dem Aufstieg 2011 sieben Mal in Folge Meister. In der vergangenen Europa-League-Saison besiegte Rasgrad in der Gruppenphase Hoffenheim mit 2:1 und scheiterte erst in der Zwischenrunde am AC Mailand. «Wir wollen jetzt nicht so reden, als sei die Europa League genauso stark wie die Champions League», sagte Völler: «Aber das ist vielleicht die stärkste Mannschaft in der Gruppe und ein echter Prüfstein.» Und bei diesem, so Völler mit Nachdruck, «müssen wir positiv auftreten und dürfen nicht so ängstlich sein wie in München».

Abwehrchef Sven Bender bezeichnete die Bulgaren hochachtungsvoll als «ganz eklig» und ist sich sicher: «Das wird knüppelhart.» Deshalb wird Bayer im Gegensatz zum Spiel beim FC Bayern (1:3) auch körperlich dagegenhalten müssen. Nach Informationen des «kicker» hatte die Werkself dort mit nur 22 gewonnen Zweikämpfen einen Negativrekord seit Beginn der Daten-Erfassung aufgestellt.

Immerhin erhielt Bayer kurz vor dem Abflug noch eine überraschend positive Nachricht der UEFA. Stammtorhüter Lukáš Hrádecký darf entgegen der bisherigen Annahme in Bulgarien doch spielen. Leverkusen war bisher davon ausgegangen, dass Hrádecký wegen seiner Gelb-Roten Karte in seinem bisher letzten Europa-League-Spiel am 6. August 2015 mit Bröndby IF bei Omonia Nikosia zum Auftakt gesperrt sei. Die UEFA teilte den Rheinländern nun aber mit, dass die Sperre des Finnen nach drei Jahren verjährt ist.

«Das tut der Mannschaft gut, weil er ein wichtiger Faktor und ein positiver Typ ist», sagte Völler. Und von diesen braucht Bayer jetzt einige.

Voraussichtliche Aufstellungen:

Olympique Marseille: Pelé – Sakai, Rami, Luiz Gustavo, Amavi – Sanson, Strootman – Thauvin, Payet, Ocampos – Mitroglou

Eintracht Frankfurt: Trapp – Da Costa, Ndicka, Abraham, Willems – De Guzman, Fernandes – Müller, Gacinovic, Kostic – Haller

Schiedsrichter: Matej Jug (Slowenien)


(dpa)

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