37-Stunden-Trip: RB ohne Schongang bei Zenit

Leipzig – Beim 37-Stunden-Trip an die russische Ostseeküste will RB Leipzig schnell für klare Verhältnisse sorgen.

«Wir werden das Spiel so angehen, dass wir uns nicht hinten einigeln und 70 oder 90 Minuten drauf hoffen, dass wir kein Tor kassieren», betonte Trainer Ralph Hasenhüttl. «Dann kassierst du eins und bist raus.»

Je früher das Rückspiel am Donnerstag (19.00 Uhr) und damit auch der Einzug in das Viertelfinale der Europa League entschieden ist, umso besser für die Leipziger. Nur drei Tage später wollen sie im Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga auch noch die mögliche vorzeitige Meisterkrönung des FC Bayern verhindern.

Zwei Spiele, die wegweisend sein können. Zum ersten Mal könnte RB in der Europa League in die Runde der besten Acht einziehen. Allerdings könnten die Leipziger in der Bundesliga am Wochenende wiederum aus den internationalen Rängen rutschen. Schonen wird Hasenhüttl in St. Petersburg deswegen aber keinen seiner Spieler. «Ich kann mir die Schlagzeilen vorstellen, wenn wir dort mit der U 19 hinfahren und sagen, wir schenken es ab, damit wir am Sonntag gegen die Bayern bei 100 Prozent sind. Das wäre doch der Wahnsinn.»

Unfreiwillig verzichten muss Hasenhüttl wohl auf keinen seiner Spieler. Beim Abschlusstraining, das am Vormittag noch auf dem RB-Trainingsgelände stattfand, waren auch die zuletzt angeschlagenen Kevin Kampl und Konrad Laimer mit dabei.

Leipzig ist auf jeden Fall gewarnt. Der 2:1-Hinspielsieg ist gut, mehr aber nicht, erst recht nicht angesichts des unnötigen Gegentors durch einen Freistoß von Domenico Criscito in der 86. Minute. In der Zwischenrunde setzte sich Zenit nach einem 0:1 bei Celtic Glasgow daheim mit 3:0 durch. 17 der 18 seiner Heimspiele in der Europa League beendete Zenit als Sieger, nur im Viertelfinale der Spielzeit 2014/15 gab es ein Remis (2:2 gegen Sevilla).

Ein Tor muss also her aus Leipziger Sicht, um die Chancen auf das Viertelfinale deutlich zu erhöhen. Gefragt ist vor allem einer: Timo Werner. Der 22 Jahre alte Nationalspieler ging zuletzt bei der Nullnummer bei seinem Ex-Club VfB Stuttgart wieder leer aus, international ist der Mittelstürmer bisher zielsicherer. Er traf in der Champions League in Porto und Monaco (2), er legte mit einem weiteren Doppelpack im Hinspiel beim SSC Neapel zum 3:1 den Grundstein fürs Erreichen des Achtelfinales.

Nun soll er im WM-Stadion von St. Petersburg die zwangsweise umformierte Zenit-Abwehr knacken. Fehlen wird den Russen der argentinische Innenverteidiger Emanuel Mammana wegen eines Kreuzbrandrisses. Auch Stammkeeper Andrej Lunew ist seit dem Hinspiel in Leipzig angeschlagen. Mittelfeldspieler Daler Kusjajew absolvierte zuletzt ebenfalls nur individuelles Training.

Zudem beklagte Trainer Roberto Mancini nach der zweiten Liga-Nullnummer nacheinander am Sonntag bei FK Rostow die Abhängigkeit von Alexander Kokorin. «Wenn er nicht trifft, trifft keiner.» Von einer Krise wollte der italienische Coach aber nichts wissen. Ein Ausscheiden in der Europa League würde die Situation aber verschärfen. Die Hoffnungen dürften vor allem auf Europa-League-Rückkehrer Leandro Paredes ruhen, der argentinische Nationalspieler war im Hinspiel gesperrt gewesen und schmerzlich vermisst worden.

Für Leipzig geht es ebenfalls um einiges. Die Mannschaft will auch in der kommenden Saison international spielen, am besten in der Champions League. Der Gewinn der Europa League wäre der eine Weg, mindestens Rang vier in der Bundesliga der andere. Um keine Zeit zu verlieren in der Vorbereitung auf die Partie gegen die Bayern ist der Rückflug für 02.00 Uhr Ortszeit in der Nacht auf Freitag in St. Petersburg angesetzt.


(dpa)

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